Die Zukunft des Greenscreen: Echtzeit-Compositing mit The Volume

Aleksandar Mijatovic - Autorenbild

Ein Verfahren, das heute aus der modernen VFX- und Videotechnik eines Animationsstudios nicht mehr wegzudenken ist, erfährt eine neue Dimension.

1933, Hollywood, Besprechungszimmer von David O. Selznick, dem Erfolgsproduzenten seiner Zeit: Die Gruppe von Filmschaffenden beugt sich über das riskante Skript, das ihnen Sorgen bereitet.

An einigen Stellen ist es bei der Größe des Projekts schlicht unmöglich, mit Hintergrundprojektionen zu arbeiten, und sie rätseln, wie sie das Problem lösen können. Nun haben anscheinend die Techniker des Studios ein Mittel gefunden.

Sie würden bei den Dreharbeiten an dem Schwarz-Weiß-Film den Hintergrund maskieren und so in der Negativkopie einen farblosen Hintergrund erhalten.

Bei dem Film, der den Hintergrund enthält, würde dann jener Bereich maskiert, in dem die Schauspieler auftreten. Beim nächsten Kopiervorgang würden dann beide Filme übereinandergelegt und abgefilmt werden.

Die Männer blicken sich unsicher an, doch Selznick nickt zufrieden: King Kong sollte endlich leben.

Themenübersicht

Greenscreen, Bluescreen, der Screen der vielfältigen Möglichkeiten

Greenscreen und Bluescreen sind heute aus der VFX- und Videotechnik eines modernen Animationsstudios nicht mehr wegzudenken.

Für den Unternehmensfilm, Imagefilm, das Erklärvideo und auch für das klassische Performance-Video werden kleinere Produktionseinheiten genutzt, vor denen dann die Aufnahmen stattfinden. Die Hintergründe werden später in der Nachbearbeitung hinzugefügt. Das können Animationen sein, Räume, Landschaften oder andere Storytelling-Elemente, die im Compositing durch den Motion Designer über das nonlineare Schnittsystem nachträglich hinzugefügt werden.

Häufig ist bei diesem Verfahren die Produktion verhältnismäßig reibungslos, doch die Postproduktion kann aufgrund einer schlechten Beleuchtung oder stark reflektierender Kostüme aufwendig sein. Wird bspw. ein Element gefilmt, bevor Hintergründe vorhanden sind, und besitzen diese dann eine andere Beleuchtung, passt beides später nicht zusammen und die Einstellung fühlt sich falsch an.

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Echtzeit-Compositing mit The Volume

Seit langer Zeit bieten also Rückprojektionen, aber vor allem Blue- und Greenscreen eine Möglichkeit, fantastische Settings und Schauspieler zusammenzubringen. Es war auch lange Zeit das einzige Mittel, doch mit The Volume und seinem erschwinglichen Maßstab eines Produktionsfootprints und seiner Nutzung in „The Mandalorian“ scheint eine neue Phase anzubrechen – eine, bei der Live-Bilder hinter den Schauspielern zu sehen sind und die Kamera quasi fotorealistisches Echtzeit-Compositing durchführen kann.

Was ist The Volume?

Bei The Volume handelt es sich um eine halbkreisförmige, 20 Fuß hohe, 270 Grad und 75 Fuß breite 3D-LED- und Videotechnologie-Bühne, die quasi einen enormen dynamischen und fotorealistischen Hintergrund in Echtzeit wiedergeben kann, der wiederum mit den exakten Kamerapositionsdaten gerendert ist. Der Hintergrund(film), der dann mit den ‚Vordergrundbildern‘ (Darsteller und weitere Szenenausstattung auf der Bühne) zusammen aufgenommen wird, wurde also schon vorab produziert, daher der Begriff ‚Echtzeit-Compositing‘.

Illustration einer 270 Grad 3D-LED- und Videotechnologie-Buehne

Spielen vor einer LED-Bühne

Die Schauspieler spielen nicht in einem statischen Bewegungserfassungsraum, der im Set integriert ist, meist als riesige hellgrüne leere Fläche, sondern auf einer LED-Bühne, auf der die Umgebung während der Dreharbeiten für die Schauspieler und die Crew direkt zu sehen sind. Die Akteure stehen also mal mitten in der Gluthitze der Wüste und im nächsten Bild an der weiten, tobenden Küste des Meeres. Kein Zuschauer wird später erkennen, dass es sich um Hintergründe mit virtuellen Effekten handelt, die vorzeitig gerendert wurden, anstatt später zusammengesetzt zu werden, was teilweise bis zu 12 Stunden pro Frame bedeutet.

Illustration eines Schauspielers beim Echtzeit-Compositing mit The Volume

The Volume – Spitzentechnologie, die träumen kann

The Volume birgt also im Vergleich zu Greenscreen einiges an Potenzial, um Geschichten erheblich besser aussehen zu lassen oder ist das alles nur eine gehypte Fata Morgana? Was kann The Volume überhaupt?

Illustration eines Schauspielers als Ritter beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Schauspieler

Schauspieler agieren mit The Volume in einer Umgebung, die sie sehen können, anstatt sie sich wie beim Bluescreen-Verfahren nur zu imaginieren. Für sie (und die Zuschauer) wird die Arbeit (bzw. das Ergebnis) realistischer.

Illustration einer Regieklappe beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Regie

Auch für die Regie ist das interessant, weil inszenatorische Entscheidungen im Moment gemeinsam mit den Schauspielern getroffen werden können.

Illustration einer Filmkamera beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Kamera

Hinzu kommen die Vorzüge für die Kameraarbeit. Die Möglichkeiten an Bewegungen, die früher beim Einsatz von Greenscreen eher auf eine Dolly-Spur oder ausgewählte Aufnahmen beschränkt waren, werden nun durch die Interaktion zwischen Stagecraft und Kamera variantenreicher.

Wenn sich die Kamera nach links bewegt, ändert sich wie im echten Leben auch das Bild auf dem LED-Bildschirm.

Illustration einer LED beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Licht

Die Beleuchtung wird vereinfacht, weil eine LED-Wand Licht liefert, und zwar genau das, was die Szene verlangt. Das Team kann aber auch zusätzliches Licht nutzen.

Reflexionen waren immer ein Problem bei der Verwendung von Greenscreen. Dieses kleine Detail bereitet vielen Produktionsfirmen schlaflose Nächte, weil gerade hier die Zuschauer mitbekommen, dass ein Bild nicht natürlich ist. Die LED-Bildschirme liefern dagegen genau die Motivreflexionen, die der Hintergrund erfordert.

Illustration von Geld im Hinblick auf die minimierten Kosten beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Reduzierte Produktionskosten

Die virtuelle Produktionstechnik macht es allen Beteiligten möglich, an den unterschiedlichsten Orten zu filmen, aber dennoch im Studio zu sein. Nicht der Drehort ändern sich, sondern der Hin­ter­grund. Die Produktion spart mit The Volume Geld und Zeit. Ab jetzt kann chronologisch gedreht werden. Das Setting steht immer parat, so werden auch Nachdrehs einfacher. Die Reisekosten entfallen: Stichwort: ‚Umwelt‘. Vielleicht fährt so nur 1 Person – oder besser: Es wird Stockmaterial genutzt.

Illustration eines Smartphones für die modernste Technik beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
Effiziente Technologie

Es existieren etliche Vorteile bei dieser sehr avancierten Technologie. Hinzu kommt, dass The Volume sich heute für große Produktionen lohnt, morgen aber auch für kleinere Produktionseinheiten angepasst wird.

Technik, die vor zehn Jahren haarsträubend unerschwinglich war, gibt es heute bereits in jedem x-beliebigen Smartphone. Als App.

Das Brain-Team

Das Brain-Team ist aktuell eine Gruppe von Video-Technikern, VFX-Experten und Motion Designern, die während der Aufnahme für die Anpassung an The Volume zuständig sind. Manchmal haben sie nur wenige Minuten Zeit, um The Volume und das Kameradepartment in Einklang zu bringen.

Fünf hochqualifizierte Mitarbeiter – das hört sich viel an, ist aber wenig im Vergleich zu der Zeit, die benötigt wird, wenn während der Greenscreen-Aufnahmen etwas schiefgelaufen ist und die Aufnahmen Frame für Frame aufwendig und zeitintensiv nachbearbeitet werden müssen. Das macht aus der schlanken Postproduktion schnell einen epischen Knoten gordischen Ausmaßes.

Illustration eines Gehirns für das Brain-Team beim Echtzeit-Compositing mit The Volume
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